Intel baut keine Chip-Fabrik bei Magdeburg.

Nun ist es Fakt: Intel errichtet keine Chip-Fabrik auf seinem rd. 400 ha umfassenden Areal „Eulenberg“ südwestlich von Magdeburg.

Intel wurde 1968 mit Sitz in Santa Clara (Silicon Valley) gegründet und entwickelte sich zeitweise zum weltmarktführenden Halbleiterhersteller. Dann verschlief Intel vor einigen Jahren indessen den Boom bei künstlicher Intelligenz (KI). Dem Konzern fehlen seitdem konkurrenzfähige Produkte. Mit allerorten überambitionierten geplanten Fabrikeröffnungen in Italien, Breslau und Magdeburg und einem gleichzeitig drastischen Stellenabbau von weltweit 15.000 Arbeitsplätzen wollte sich Intel an die Weltspitze zurückkämpfen. Doch es kam anders:

Im September vorigen Jahres wurden die kurzfristig geplanten Baustarts „zunächst bis Ende 2026 / Anfang 2027 zurückgestellt“. Vor dem Hintergrund der weiter anhaltenden Unternehmensschieflage kam nun die längst zu erwartende endgültige Absage. Diese löst verständlicherweise in allen projektrelevanten Fachkreisen zwar (noch) Betroffenheit aus, doch gibt es längst zahlreiche Initiativen und konkrete Planungen für Ansiedlungs- und Investitionsanfragen:

In unmittelbarer Nachbarschaft zum ehemals beabsichtigten Intel-Standort prüft das Dresdner Technologie-Unternehmen FMC die Errichtung einer Speicherchip-Fabrik in Sülzetal (Landkreis Börde): Investitionsvolumen rd. € 3 Mrd. Als Ausgründung der TU Dresden verfolgt FMC nach eigenen Angaben „als entscheidender Weiterentwickler der weltweit am meisten verbreiteten Form der Speicherchips“ dabei das Ziel, europäische Produktionskapazitäten für die Versorgung der Industrie durch erhebliche Steigerung der heimischen Produktion zu schaffen. Dies steht im Einklang mit dem EU-Ziel, den aktuell bei lediglich 10 % liegenden weltweiten Produktionsanteil in der kurzen Zeit bis 2030 auf 20 % zu verdoppeln. Zur Projektrealisierung laufen seit geraumer Zeit Verhandlungen u.a. mit dem Land Sachsen-Anhalt.

Ebenfalls branchen- und standortrelevant errichtet das irische Engineering-Unternehmen „Mercury“ aktuell seinen neuen deutschen Hauptsitz in Magdeburg und will schon Ende dieses Jahres hier seine Entwicklungs- und Produktionsanlage eröffnen.

Aus industriepolitischer und geopolitischer Perspektive ist zu beobachten, dass sich die globalen Halbleiterwertschöpfungsketten zunehmend regionalisieren. Angesichts der politischen Rahmenbedingungen, insbesondere der US-amerikanischen Industrie- und Zoll-Politik, steigt damit auch die strategische Relevanz europäischer Standorte. Hierbei spielt der mitteldeutsche Raum in der Achse Magdeburg, Halle, Leipzig, Dresden mit seinen qualifizierten Human- und Forschungsressourcen, großflächigen zusammenhängenden Industrie-Arealen und allen weiteren ansiedlungsrelevanten Faktoren ein wettbewerbsfähig hochattraktives Angebot, das die infrastrukturell weitgehend vorbereitete Flächenverfügbarkeit in Kombination mit der gezielten Ausrichtung auf Zukunftstechnologien perfekt in Einklang stehend verknüpft. Damit bleiben „Eulenberg“ und „HTP“ einzelfallunabhängig auch weiterhin auf der weltweiten Shortlist zukunftsadäquater forschungsbasierter Clusterinvestitionen in oberster Priorität. Wie hauchdünn dabei Pro- und Kontra-Entscheidungen komplex vom perfekten Zusammenwirken aller professionellen Stellschrauben für die Immobilienmärkte und damit für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung abhängig sind und bleiben, zeigt gerade auch wieder der aktuell vorliegende Fall.

Artikel teilen
  • Facebook Icon
  • X Icon
  • LinkedIn Icon

Thomas Glodek

Leiter Öffentlichkeitsarbeit