
Teilnehmer der Podiumsdiskussion (von links): Prof. Dr. Tobias Just, IRE|BS, Simone Zapke, Amtsleiterin Bauaufsicht Frankfurt a.M., Chiara Aengevelt, geschäftsführende Gesellschafterin Aengevelt Immobilien, Dr. Nini Paulus, CPO & Co-Founder AlphaPrompt, Ralf Siefen, CEO Data Center Group.
Aengevelt-Expertenrunde: Sofort mit dem Einsatz von KI starten!
„Der Schlüssel liegt im Machen!“ Chiara Aengevelt, geschäftsführende Gesellschafterin des DIP-Partners Aengevelt Immobilien brachte auf den Punkt, worin sich ein hochkarätiges Expertenpodium einig war, das das Düsseldorfer Immobilienhaus auf der EXPO REAL veranstaltete. Künstliche Intelligenz ist ein Werkzeug, das nicht nur hohe Produktivitätsgewinne verspricht, sondern auch dazu beitragen kann, bessere Geschäftsmodelle zu entwickeln. Das Podium beleuchtete zahlreiche Facetten des Themas. Die wichtigste Botschaft lautete jedoch, sofort mit dem Einsatz von KI anzufangen. Denn im Branchenvergleich liegt die Immobilienwirtschaft schon jetzt im Rückstand.
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Die Podiumsdiskussion wurde eröffnet von Prof. Dr. Tobias Just, dem wissenschaftlichen Leiter und Geschäftsführer der IREBS Immobilienakademie. Just präsentierte Zahlen, die nicht nur die stürmische Entwicklung der KI dokumentierten, sondern auch zeigten, dass die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, die Bauwirtschaft und die öffentliche Verwaltung bei der Entwicklung und Nutzung der KI im Branchenvergleich noch weit hinten liegen. Prof. Just dazu: „Wer nicht vorne mitläuft, wird bald gar nicht mehr mitlaufen.“
Die KI sei geeignet, die Schwächen des Menschen auszugleichen, denn Menschen machen Fehler, sind langsam und werden müde, haben Emotionen und agieren sozial und zufällig. Andererseits seien Menschen intelligent und kreativ. Es komme also darauf an, die Prozessketten so zu gestalten, dass die KI die Schritte übernimmt, bei denen der Mensch schwach ist, so dass der Mensch seine spezifischen Stärken besser ausspielen oder sogar Schwächen zu Stärken machen kann.
Prof. Just präsentierte auch aktuelle Forschungsergebnisse vom MIT und aus Harvard, die zeigen, dass die Arbeit mit KI auch die kognitive Leistungsfähigkeit verschlechtern und die Produktivität senken kann, weil die KI dazu verführt, zu viele Texte, Grafiken und Präsentationen zu generieren, die dann wieder verarbeitet werden müssen („Workslop“).
Für die Immobilienwirtschaft bedeutet das, den Fokus nicht auf die Automatisierung von Prozessen und Produkten zu richten, sondern auf die Geschäftsmodelle der Kunden. Prof. Just: „Wir machen erst einmal einen total tollen Property Management-Prozess und anschließend wundern wir uns, dass unsere Büroflächen leer stehen. Dann können wir immer noch das Büroflächenleerstandsmanagement automatisieren, aber wenn wir keine Nutzung haben, haben wir kein Geschäftsmodell.“
Im Anschluss erläuterte Simone Zapke, Amtsleiterin der Bauaufsicht Frankfurt am Main, wie die Verwaltung in zehn Jahren die Digitalisierung des Bauantragsverfahrens bewerkstelligt hat. Anstatt eine Insellösung zu erstellen, die bereits in der Hälfte der Zeit fertig geworden wäre, hat sich Frankfurt aber dafür entschieden, ein System zu erarbeiten, das von allen 38 Bauaufsichten in Hessen genutzt werden kann. Allerdings kann Detailversessenheit dazu führen, „dass man nie zum Ende kommt“. Simone Zapke: „Digitalisierung im Bauantragsverfahren ist längst kein Zukunftsprojekt mehr – wir zeigen, dass sie den Unterschied macht: schneller, transparenter, rechtssicher. Wenn wir Digitalisierung und KI klug nutzen, werden sie zum echten Tempomacher – für Bauen, Verwaltung und die Stadtentwicklung von morgen.“
Ralf Siefen, CEO der Data Center Group, bestätigte, welche Produktivitätsgewinne darin liegen, wenn man nicht mehr 30 bis 50 Akten zum Bauamt bringen muss, sondern die Unterlagen digital einreichen kann, denn der Bedarf an neuen Rechenzentren steigt in hohem Tempo. Siefen wörtlich: „Wir erleben aktuell einen doppelten Schub: Auf der Nachfrageseite wächst der Bedarf an Rechenzentren rasant, weil nahezu jede Branche ihre Prozesse digitalisiert, vermehrt digitale Geschäftsmodelle entstehen und KI-Anwendungen immer leistungsfähigere Infrastrukturen erfordern. Gleichzeitig verändern digitale Werkzeuge und KI unsere eigene Arbeit fundamental. Von KI-gestützten Planungstools über den Einsatz digitaler Zwillinge bis hin zu Smart Monitoring und zur vorausschauenden Wartung im Betrieb – intelligente Systeme beschleunigen Abläufe, erhöhen die Präzision und schaffen mehr Energieeffizienz. Als Entwickler und Anbieter von Rechenzentrumsimmobilien verbinden wir diese beiden Dynamiken: Wir stellen die dringend benötigte Infrastruktur für eine datengetriebene Wirtschaft bereit und nutzen selbst modernste Technologien, um Projekte schneller, nachhaltiger und zukunftssicher umzusetzen.“
Dr. Nino Paulus, CPO & Co-Founder von AlphaPrompt, einem Start-Up, das KI-Lösungen für die Immobilienbranche entwickelt, berichtete, dass sich die Produktivität der Programmierer durch den Einsatz von KI innerhalb von drei Monaten um 200 % gesteigert hat. Letztlich sei KI genauso ein Werkzeug, wie es einmal Excel gewesen ist: „Das ist ein Tool, das geben wir den Leuten an die Hand und dann müssen wir schauen, was die Leute damit machen.“ Paulus verwies darauf, dass Entwicklungsprozesse flexibel gestaltet werden müssen, um auf die individuellen Kundenanforderungen eingehen zu können und maßgeschneiderte Lösungen zu erstellen: „Wer ein Prime-Office sucht und eine Lagerhalle anmietet, hat sich vergriffen. Was bei Immobilien klar ist, gilt auch für Digitalisierung und KI: Nur die richtigen Lösungen bringen Tempo – statt Umwege.“
Chiara Aengevelt, geschäftsführende Gesellschafterin von Aengevelt Immobilien, berichtete vom KI-Einsatz in ihrem Hause, der Makler von Routinetätigkeiten entlastet und es ihnen erleichtert, ihren eigentlichen Aufgaben nachzugehen, nämlich den Kontakt und das Netzwerk mit seinen Kunden aufzubauen: „Wir sehen in der Praxis, dass KI schon heute ganz konkrete Mehrwerte bringt: Analysen, Präsentationen oder Due-Diligence-Prozesse werden schneller, präziser und ressourcenschonender umgesetzt. Besonders für den Mittelstand, wo Entscheidungswege kurz sind, kann diese Technologien direkt Wirkung entfalten. Die eigentlichen Bremsen sind nicht technische Grenzen, sondern fehlende Klarheit bei Datenschutz und eine Regulierung, die zu oft ohne Mehrwert für den Endkunden überzieht. Mehr Pragmatismus würde hier enorm helfen.“
Ralf Siefen betonte die Rolle der Rechenzentren für die KI. Rechenzentren sorgen nicht nur für Prozessor- und Speicherkapazität, sondern auch für den Schutz der KI. Wörtlich sagte Siefen, dass Rechenzentren der KI ein „Wohlfühlprogramm“ bereitstellen. Siefen bestätigte die Erfahrungen von Aengevelt Immobilien, dass die Energieinfrastruktur derzeit ein gravierendes Hemmnis bei dem Ausbau der Data Center darstellt. Selbst ein durchschnittliches Rechenzentrum benötigt heute bereits zwischen zwei und sechs Megawatt Strom, Edge-Zentren über 20 Megawatt. Allein die Bereitstellung der notwendigen Strominfrastruktur von Leitungen und Umspannwerken erfordert jedoch eine Fülle von Genehmigungsverfahren, die separat vom eigentlichen Baugenehmigungsverfahren erfolgen müssen. Der Zeitbedarf für diese Verfahren sei ein Problem, das alle Städte in Deutschland betrifft.
Abschließend betonte Prof. Just noch einmal, wie wichtig es für die Immobilienwirtschaft ist, sich mit der KI zu befassen: „Es ist völlig egal, ob wir das als Chance oder als Risiko betrachten. Wir sollten das wie Gravitation betrachten. Das wird kommen. Denn in China wird das passieren, in USA wird das passieren, in Afrika wird das passieren. Wir können uns eben nicht entziehen. Deswegen müssen wir uns damit beschäftigen und wir müssen eine gute Lösung haben, damit unsere Unternehmen, unsere Bürger, aber auch wir als Immobilienbranche damit boxen können.“
Dr. Paulus verwies auf die Unternehmen, die sich frühzeitig mit KI befassen: „Man sieht den Unterschied nach außen noch nicht, aber wenn die Unternehmen, die heute schon viel machen, einzelne Prozesse angehen, ausprobieren, es hinbekommen, in den nächsten ein, zwei Jahren lange Prozessketten mit KI zu verknüpfen, dann werden diese von heute auf morgen extrem viel produktiver, viel effizienter, bessere Produkte liefern, günstigere Produkte und die anderen werden sich anschauen, okay, wo können wir diese KI kaufen? Da kann ich nur sagen: Die gibt es nicht zu kaufen, die muss jeder von uns selber bauen.“
Chiara Aengevelt brachte es auf den Punkt: „Der Schlüssel liegt im Machen, und zwar jetzt und nicht in der Zukunft. Nicht so viel planen, einfach mal beginnen und schauen, wie KI Ihr Unternehmen weiterbringen kann!“


Thomas Glodek
Leiter Öffentlichkeitsarbeit
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