Tiny Houses erreichen Marktreife.

39 m² große Tiny Houses in der niederländischen Stadt Nijkerk.

Tiny Houses erreichen Marktreife.

DIP-Partner Aengevelt Immobilien sieht eine Professionalisierung des Marktes für Tiny Houses, die einen Beitrag zur Bewältigung des Wohnungsmangels leisten könnten, weil sie eine kostengünstige Wohnform für Menschen darstellen ohne große Wohnfläche zu benötigen. Dabei erfüllen Tiny Houses nach Einschätzung von Aengevelt zugleich mehrere demographische, gesellschaftliche, ökologische und ökonomische Standards und stellen somit eine Wohnform mit Zukunft dar. Derzeit wird das Marktwachstum noch durch unzureichende Verfügbarkeit entsprechend ausgewiesener Grundstücke gebremst, obgleich die Zahl der Städte und Gemeinden wächst, die passende Bebauungspläne für Tiny House-Siedlungen aufstellen.

Vor einigen Jahren galten Tiny Houses noch als Spielerei von Architekten, häufig auch noch ideologisch aufgeladen, weil damit überzogene Erwartungen an Ökologie, alternative Lebensstile und Gemeinschaftsbildung verbunden waren. Nach einigen Jahren Erfahrung mit Tiny House-Siedlungen und entsprechenden Lernprozessen bei Initiatoren, Planern und Betreibern ist nun indessen die Phase der Marktreife erreicht.

Typische Charakteristika von Tiny Houses.

  • Als Tiny Houses gelten freistehende Häuser mit bis zu 50 m² Wohnfläche, die allerdings durch smartes Design, z.B. mit Hochbetten und Klapptischen, optimal genutzt werden. Im Unterschied zu Mikroapartments stehen die Häuser auf Pacht- oder Kaufgrundstücken.
  • Tiny Houses werden als individuelle Architektenhäuser entworfen oder auch teilweise durch Eigenleistungen errichtet, hauptsächlich jedoch von erfahrenen Herstellern von Mobilheimen bereitgestellt.
  • Die Preise reichen von EUR 15.000 für ein schlichtes 20 m²-Häuschen bis hin zu EUR 150.000 für ein komfortabel ausgestattetes 50 m² umfassendes Objekt. Grundsätzlich bewegen sich Tiny Houses in einer mittleren Preisspanne von EUR 50.000 bis EUR 70.000 und damit weit unter den Preisen für konventionelle Einfamilienhäuser.

Tiny Houses überwiegend Erstwohnsitz.

In den meisten Fällen dienen Tiny Houses als Erstwohnsitz; die Nutzung als Ferienhaus stellt die Ausnahme dar. Vor diesem Hintergrund verlieren auch politische Gremien und Planungsämter zunehmend ihre anfängliche Scheu und stellen speziell gewidmete Bebauungspläne für Tiny House-Siedlungen auf, was sich mitunter auch als Nutzungsmöglichkeit für kleinere oder subotimal geschnittene Brachflächen anbietet. Entsprechend werden inzwischen auch Baugrundstücke in städtischen Bereichen dafür ausgewiesen, während die ersten Tiny House-Siedlungen auf (ehemaligen) Campingplätzen realisiert wurden.

Dabei steigt auch das Interesse nach Tiny Houses: Nach repräsentativen Umfragen der Interhyp hat sich der Anteil der Deutschen, die an Tiny Houses interessiert sind, zwischen 2019 und 2021 von 13 % auf 23 % gesteigert. Und wenn Tiny Houses angeboten werden, übersteigt die Nachfrage das Angebot regelmäßig bei Weitem. So haben sich z.B. in der baden-württembergischen Stadt Schorndorf 900 Interessierte auf gerade einmal 5 angebotene Grundstücke für Tiny Houses beworben, bis die Warteliste geschlossen wurde.

Trends, die für Tiny Houses sprechen.

Nach Einschätzung von Aengevelt sprechen mehrere langfristige Trends für ein weiter wachsendes Interesse an Mikrohäusern:

  • Der Trend zum Single-Wohnen.
  • Der Trend zur Reduzierung auf das Wesentliche (Minimalismus, „Simplify your life“, Silbermond-Lied „Leichtes Gepäck“).
  • Ein zunehmende Interesse auf Erwerberseite, Reinigungs- und Instandhaltungsaufwand und -kosten zu reduzieren.
  • Der Ökologietrend mit dem Ziel, den individuellen Ressourcenverbrauch zu senken.
  • Die fortlaufenden Preissteigerungen für Wohnnebenkosten, die in Tiny Houses deutlich niedriger als in konventionellen Eigenheimen sind.
  • Teilweise auch das Interesse an gemeinschaftlichen Wohnformen mit gegenseitiger Nachbarschaftshilfe.
  • Nicht zuletzt die Chance, doch Wohneigentum zur Eigennutzung zu erwerben, angesichts der Tatsache, dass die in den letzten Jahren erfolgten Kaufpreissteigerungen insbesondere in den Wachstumsregionen ein konventionelles Eigenheim für einen Großteil der potenziellen Erwerbsinteressenten zunehmend unerschwinglich gemacht haben.

Unterschiedliche Siedlungstypen.

Inzwischen gibt es mehrere Dutzend Tiny House-Siedlungen in Deutschland und eine ähnliche Zahl von Siedlungen, die sich in Planung befinden. Dabei lassen sich Tiny House-Siedlungen grundsätzlich in zwei Varianten realisieren:

  • Entweder in Form einer konventionellen Siedlung, bei der lediglich Stellplätze verpachtet oder verkauft werden, ohne den Anspruch, gemeinschaftliche Aktivitäten zu realisieren.
  • Oder mit dem Ziel einer Gemeinschaft, bei der zusätzlich auch ein intensiveres Nachbarschaftsleben entwickelt wird, Ressourcen (z.B. Energiespeicher) gemeinschaftlich genutzt werden und zahlreiche Dienstleistungen auf der Basis von Gegenseitigkeit erbracht werden. In diesem Fall ist es sinnvoll, eine Körperschaft als Träger der gemeinschaftlichen Aktivitäten zu gründen, beispielsweise einen Verein, eine Genossenschaft oder eine GmbH. Bei diesem Projekttyp hat sich jedoch gezeigt, dass sich überzogene Erwartungen vielfach nicht realisiert haben.
Porträt von Dr. Wulff Aengevelt , Geschäftsführender Gesellschafter bei Aengevelt Immobilien

Tiny Houses an der Schwelle zur Marktreife.

Nach Einschätzung von Aengevelt befinden sich Tiny Houses aktuell noch in der Einführungsphase des Produktlebenszyklus. Initiatoren, Projektentwickler, Produzenten und Betreiber  haben sich indessen bereits weitgehend professionalisiert. Dazu zählt u.a., dass sich inzwischen auch erste Verbandsstrukturen und auf Tiny House-Projekte spezialisierte Finanzierer aufgebaut worden. Damit nun allerdings eine entsprechende Wachstumsphase für dieses Segment erreicht werden kann, muss noch mehr bedarfsgerechtes Bauland für Tiny House-Projekte ausgewiesen werden.

Dr. Wulff Aengevelt, geschäftsführender Gesellschafter des DIP-Partners Aengevelt Immobilien: „Nach dem bundesweit erfolgreichen Trend zu Mikroapartments erreichen mittlerweile auch Tiny Houses als neuer Immobilientyp die Schwelle zur Marktreife. Die bereits realisierten Projekte zeigen, dass Tiny Houses nichts mit Camping oder Trailerparks zu tun haben, sondern dazu beitragen, auch kleinere oder suboptimal geschnittene Flächen einer sinnvollen Nutzung zuzuführen und damit den entsprechenden Wohnbedarf zu erfüllen. Entsprechend stellen sie eine – wenn auch bislang nur moderate – Möglichkeit zur Erweiterung des Wohnangebots dar.“

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Thomas Glodek

Leiter Öffentlichkeitsarbeit