Soziale Wohnungsbauförderung nachbessern.

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Rohbau eines fünfstöckigen Wohngebäudes mit einem Baukran.

Anhebung der Sozialen Wohnungsbauförderung nachbessern.


Nach Einschätzung von DIP-Partner Aengevelt Immobilien ist die von der neuen Bundesbauministerin verkündete Anhebung der Bundesmittel zur Förderung des Sozialen Wohnungsbaus um 11 % gegenüber dem Vorjahr nur „ein Tropfen auf dem heißen Stein“. Aengevelt hält das Signal für richtig, das Volumen der Förderung indessen nach wie vor für unzureichend, da sich mittlerweile ein bundesweites Defizit von rd. 900.000 Sozialwohnungen akkumuliert hat.


Bundesbauministerin Verena Hubertz hat verkündet, die Bundesmittel zur Förderung des Sozialen Wohnungsbaus ab 2025 auf jährlich EUR 3,5 Mrd. zu erhöhen. Das entspricht einer Steigerung um 11 % gegenüber dem Vorjahr bzw. um 40 % gegenüber dem Jahr 2023. Erfahrungsgemäß stellen die Länder, die für die Förderung des Sozialen Wohnungsbaus zuständig sind, Fördermittel in gleicher Höhe bereit, so dass mit einem Gesamtvolumen von jährlich rd. EUR 7 Mrd. zu rechnen ist, das allerdings bis 2028 konstant bleiben soll.

Im Jahr 2023 wurden mit einer Gesamtförderung von rd. EUR 5 Mrd. über alle Bundesländer hinweg 49.591 Wohneinheiten gefördert. Da allerdings zwischenzeitlich der Baukostenindex um 4,9 % gestiegen ist, würde die Anhebung der Fördermittel nach Berechnungen von Aengevelt Research dazu führen, dass die Zahl der geförderten Wohneinheiten rein rechnerisch um rd. 33 % auf rd. 66.000 im Jahr 2025 steigen könnte, falls den Investoren ausreichend preisgerechte Baugrundstücke zur Verfügung stehen und Baugenehmigungen zeitnah erteilt werden. Vermutlich wird diese Zahl jedoch im laufenden Jahr nicht erreicht werden.

Jährlicher Nettozuwachs von rd. 20.000 Sozialwohnungen ist zu gering.

Für die Folgejahre erwartet Aengevelt trotz aller Bemühungen um serielles Bauen, Gebäudetyp E und Erleichterungen von Planungs- und Genehmigungsprozessen weitere Steigerungen der Baukosten, so dass die Zahl der geförderten Wohneinheiten in den Jahren 2025 bis 2028 wahrscheinlich, mit abnehmender Tendenz, um die 60.000 Einheiten pro Jahr liegen wird. Tatsächlich hat sich, allen politischen Bemühungen zum Trotz, die durchschnittliche Dauer zwischen Baugenehmigung und Fertigstellung eines Wohngebäudes nach Angaben des Statistischen Bundesamts seit 2020 um beachtliche 6 Monate auf mittlerweile 26 Monate verlängert, anstatt – wünschenswert und überfällig – verkürzt. Bei rd. 40.000 Sozialwohnungen, die jedes Jahr aus der Bindung fallen, würde das einem jährlichen Nettozuwachs des Sozialwohnungsbestands um lediglich rd. 20.000 Einheiten entsprechen bzw. einem Gesamtvolumen von rd. 80.000 Wohneinheiten bis zum Jahr 2028.

Das ist deutlich zu wenig! So hat das Pestel-Institut in einer Studie im Auftrag des Bündnisses „Soziales Wohnen“ berechnet, dass bundesweit mittlerweile rd. 910.000 Sozialwohnungen fehlen, da ein Sozialwohnungsbestand von rd. 2 Mio. Einheiten benötigt wird. Das würde dem Stand des Jahres 2007 entsprechen, also dem letzten Jahr, in dem es in Deutschland noch einen ausgeglichenen Wohnungsmarkt gab. Ab 2008 waren in den Wachstumsregionen zunehmende Verknappungen auf den Wohnungsmärkten zu beobachten, die sich in einem ständig anwachsenden Mietniveau niederschlugen, das stärker stieg als die Lebenshaltungskosten und die verfügbaren Einkommen.

Porträtfoto von Dr. Wulff Aengevelt, geschäftsführender Gesellschafter Aengevelt Immobilien

Anstieg im sozialen Wohnungsbau wird generellen Wohnungsmangel nicht lindern.

Ein nennenswerter Beitrag zur Linderung des Wohnungsmangels in den Großstädten kann nach Einschätzung von Aengevelt Research von der Ausweitung des Sozialen Wohnungsbaus ohnehin nicht erwartet werden. Im Jahr 2024 wurden insgesamt lediglich 251.900 Wohnungen fertiggestellt  – 14,4 % weniger als im Vorjahr –, während Aengevelt den Gesamtneubaubedarf auf jährlich 600.000 Einheiten beziffert, was dem Niveau der Fertigstellungszahlen in den Jahren 1994 bis 1997 entsprechen würde. Diese Größenordnung wäre erforderlich, um das bereits aufgelaufene Wohnungsdefizit zu beseitigen, das der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) auf bundesweit 720.000 Wohneinheiten beziffert – mit noch weiter steigender Tendenz für die kommenden Jahre.

Dr. Wulff Aengevelt, geschäftsführender Gesellschafter des DIP-Partners Aengevelt Immobilien: „Die Anhebung der Bundesmittel für den Sozialen Wohnungsbau um 11 % gegenüber dem Vorjahr ist sicherlich als politischer Kraftakt der neuen Regierungskoalition und als positives Signal für den Wohnungsbau zu werten. Angesichts der markanten wohnungspolitischen Versäumnisse der Ampelregierung und des bereits aufgelaufenen Wohnungsmangels ist ein jährlicher Nettozuwachs des bundesweiten Sozialwohnungsbestands um bestenfalls etwa 20.000 Einheiten allerdings nur als Tropfen auf dem heißen Stein zu betrachten. Der längst überfällige große Wurf zur Bewältigung der regionaldifferenzierten Wohnungsnot steht weiterhin aus.“

Thomas Glodek

Leiter Öffentlichkeitsarbeit