Aengevelt warnt vor „Hitze-Check“-Städteranking.
Fragwürdige Methodik.
Der Sommer ist hierzulande vorbei, doch die nächste Hitzewelle kommt bestimmt. Entsprechend veröffentlichte die nicht unumstrittene Deutschen Umwelthilfe am 30. Juli einen „Hitze-Check“ für 190 deutsche Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern, der die Städte in eine Rangliste einsortiert und ihnen grüne, gelbe oder rote Karten hinsichtlich des Schutzes der Einwohner vor hohen Temperaturen verleiht. Die Researchabteilung des DIP-Partners Aengevelt macht indessen darauf aufmerksam, dass dieser „Hitze-Check“ auf methodisch tönernen Füßen steht, und warnt vor voreiligen Schlussfolgerungen.
Das Phänomen des Wärmeinseleffekts ist bereits seit Jahren ein Thema der Klimaforschung. Bestimmte städtische Quartiere können urbane Hitzeinseln darstellen, in denen im Sommer deutlich höhere Temperaturen herrschen als im ländlichen Umland. Der Weltklimarat IPCC hat fünf Faktoren identifiziert, die zum Wärmeinseleffekt beitragen:
- Die Stadtgeometrie, d.h. die Dichte der Bebauung sowie die Höhe und Größe der Gebäude.
- Anthropogen erzeugte Wärme durch Kraftfahrzeuge, Abwärme der Industrie, aber auch Klimaanlagen.
- Wärmespeichernde Materialien (wie Asphalt oder Beton) in Gebäuden und auf den Straßen und Plätzen.
- Mangel an Wasserflächen, die Verdunstungskühle erzeugen.
- Mangel an Vegetation bzw. Grünflächen, die durch die Verdunstung von Wasser über die Blätter sowie durch die Beschattung von Oberflächen ausgleichend wirken.
Ein weiteres Kriterium ist aus Sicht von Aengevelt Research der Mangel an Windschneisen, d.h. breiten Straßen, Gleisanlagen oder Flüssen, durch die erhitzte Luft abgeführt werden kann.
Leidglich zwei Kriterien als Bewertungsgrundlage.
Die Deutsche Umwelthilfe hat ihren „Hitze-Check“ jedoch lediglich anhand von zwei Kriterien erarbeitet, die durch die Auswertung von Satellitenbildern ermittelt wurden: dem Grad der Versiegelung sowie dem Grünvolumen. Der – stärker gewichtete – Versiegelungsgrad wurde als Anteil des mit undurchlässigen Materialien dauerhaft bedeckten Bodens (Gebäude, Straßen) an der Siedlungs- und Verkehrsfläche ermittelt.
Durch die Beschränkung auf die Siedlungs- und Verkehrsfläche wird aber, so Aengevelt Research, der ebenso bewertungsrelevante temperaturregulierende Effekt von Grünflächen (wie Parkanlagen oder Stadtwälder), landwirtschaftlichen Flächen und insbesondere Wasserflächen nicht ausreichend berücksichtigt. So liegen ausgerechnet die Schlusslichter des „Hitze-Checks“ Ludwigshafen am Rhein, Heilbronn, Regensburg, Worms und Mainz allesamt an großen Flüssen (Rhein, Neckar, Donau), die hohe Kühlwirkung aufweisen und zugleich Windschneisen darstellen.
Zudem ist es Aengevelt zufolge fragwürdig, eine hohe Bebauungsdichte per se negativ zu bewerten: So stellen z.B. in südlichen Ländern seit Jahrtausenden engstehende Gebäude mit gegenseitiger Verschattung die städtebauliche Standardmaßnahme gegen urbane Hitzeinseln dar.
Deutlich differenziertere und intelligentere Herangehensweise notwendig.
Dr. Wulff Aengevelt, geschäftsführender Gesellschafter des DIP-Partners Aengevelt Immobilien: „In Summe lässt sich feststellen, dass die Vergabe der grünen, gelben und roten Karten durch die Deutsche Umwelthilfe ohne adäquate wissenschaftliche Grundlage erfolgt. Dass Augsburg mit einem Versiegelungsgrad von 50 % die rote Karte erhält und Leipzig mit einer ähnlich hohen Quote von rund 45 % die grüne Karte, ist allenfalls indikativ zu werten. Der veröffentlichte Hitze-Check hat keinesfalls den Rang eines klassisch-nachhaltigen Immobilien- und Bewertungsindikators. Wir raten deshalb dringend davon ab, den sogenannten Hitze-Check zur Beurteilungsgrundlage für planerische oder Investitionsentscheidungen zu machen. Das Thema des gewiss noch optimierungsfähigen komplexen urbanen Hitzeschutzes verdient und bedarf einer umfassenderen Betrachtung statt der Verkürzung auf zwei Kriterien.“
Aengevelt empfiehlt zur Reduzierung des Wärmeinseleffektes die Fokussierung auf die gezielte Betrachtung, respektive den Ausbau oder die Nachrüstung von Grünanlagen, Wasserflächen und Straßenzügen, also Maßnahmen im Verantwortungsbereich der Kommunen unter - wo möglich - Einbeziehung privater Eigentümer im Sinne gemeinwohlverantwortlicher public private partnership. Ergänzende Effekte können durch gebäudebezogene Maßnahmen wie außenliegende Verschattung, Dach- oder Fassadenbegrünung sowie passive Gebäudekühlung durch Wärmepumpen im Umkehrbetrieb, Bauteilaktivierung, Kühldecken, Erdluftbrunnen oder Latentwärmespeicher geschaffen werden. Die Mitwirkung des Privatsektors könnte durch temporäre steuerliche Effekte incentiviert werden, um so Anstoß- und Mitmacheffekte auszulösen und besseres Klima und attraktivere Aufenthaltsqualität herzustellen.
Thomas Glodek
Leiter Öffentlichkeitsarbeit
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